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Aktiv mit Arthrose: Eine häufige Diagnose, aber kein Urteil

  • Autorenbild: Christoph Massak
    Christoph Massak
  • 9. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Viele Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens Kniearthrose. Dennoch bedeutet die Diagnose nicht das Ende eines aktiven und erfüllten Lebens. Begrifflichkeiten wie „Knochen auf Knochen“, „Abnutzung“ oder „degenerativ“ klingen bedrohlich, sorgen für Verunsicherung – und oft unnötig.


Bewegung ist eine der besten Maßnahmen, um Kniearthrose zu kontrollieren. Auch wenn es zunächst widersprüchlich wirkt, ein als „verschlissen“ bezeichnetes Gelenk zu belasten, ist Aktivität entscheidend, um eine Operation möglichst lange hinauszuzögern. Schmerzen bedeuten nicht zwangsläufig Schaden.


Tatsächlich können die meisten Betroffenen ihr Leben über viele Jahre hinweg aktiv gestalten, bevor ihre Arthrose die Lebensqualität nennenswert beeinträchtigt.



Ein Arzt, der sich ein Röntgen-Bild von einem Knie ansieht
Arthrose auf einem Röntgen-Bild


Was wirklich hinter Arthrose steckt

Viele glauben, Arthrose sei eine reine Abnutzung durch Bewegung. Doch die Entstehung ist weit komplexer und biologisch gesteuert. Genetik, Zellkommunikation, Hormone und biochemische Prozesse beeinflussen die Knorpelgesundheit maßgeblich. Arthrose entsteht nicht einfach, weil ein Gelenk viel benutzt wird. Vielmehr spielen chronisch niedrige Entzündungsprozesse, oxidative Belastungen, der Zustand des Stoffwechsels und der Hormonhaushalt eine zentrale Rolle. Auch das Immunsystem trägt durch seine Reaktion auf kleine Schäden zur Entstehung oder Vermeidung von Arthrose bei. Unsere Lebensweise – wie wir uns ernähren, schlafen, bewegen und mit Stress umgehen – wirkt sich ebenfalls direkt auf diese biologischen Prozesse aus.

Ironischerweise zeigen Studien, dass regelmäßige Bewegung, insbesondere Laufen, nicht zu einer höheren Arthroserate führt – im Gegenteil: Läufer weisen im Schnitt sogar ein geringeres Risiko für Kniearthrose auf. Das liegt daran, dass Bewegung die Gelenke mit Nährstoffen versorgt, entzündungshemmende Botenstoffe freisetzt und den Knorpelstoffwechsel aktiviert. Das Gelenk lebt durch Bewegung – nicht durch Schonung.


Worte wirken: Warum Sprache entscheidend ist

Vergleiche wie „Käse reiben“ oder „Schleifpapier auf Holz“ mögen bildhaft erscheinen, schüren jedoch Ängste und fördern Missverständnisse. Ja, der Knorpel wird dünner – aber nicht, weil er mechanisch abgeschliffen wird. In den meisten Fällen liegt die Ursache in biologischen Prozessen, nicht in übermäßiger Nutzung.


Was verursacht eigentlich die Schmerzen?

Knochen und Knorpel besitzen keine Schmerzrezeptoren. Schmerzen entstehen meist durch:

  • Periost: Eine gut innervierte Bindegewebsschicht am Knochen.

  • Synovialis: Die Gelenkinnenhaut – Entzündungen dort (Synovitis) können schmerzhaft sein.

  • Knochenödem: Flüssigkeitseinlagerungen im Knochen, besonders bei Osteopenie.


Nicht jede*r mit Arthrose hat Schmerzen – oft klingen Beschwerden mit der Zeit wieder ab.



Eine Illustration von einer Frau, die auf einer Couch liegt
Ein inaktiver Lebensstil kann weitreichende Folgen haben.

10 Wege, mit Kniearthrose aktiv zu bleiben

  1. Perspektive wechseln: Es ist wichtig, die Sichtweise auf Arthrose zu ändern. Gelenke sind keine Verschleißteile, sondern lebendige Strukturen, die auf Bewegung angewiesen sind. Wer regelmäßig aktiv ist, sorgt dafür, dass das Gelenk besser versorgt wird – mit mehr Stabilität und weniger Beschwerden.

  2. Menschen statt Bilder behandeln: Röntgen- oder MRT-Aufnahmen zeigen nur einen Ausschnitt der Realität. Sie sagen wenig über Schmerzen, Funktionsfähigkeit oder Lebensqualität aus. Entscheidend ist, wie du dich fühlst – nicht, was das Bild zeigt.

  3. Bewegung beibehalten: Selbst bei Beschwerden ist es meist besser, in Bewegung zu bleiben. Schon kleine tägliche Spaziergänge, Gymnastik oder Radfahren fördern die Mobilität und verhindern eine Verschlechterung.

  4. Ausdauertraining: Regelmäßige Aktivitäten wie Walken, Radfahren oder Schwimmen stärken nicht nur das Herz-Kreislauf-System, sondern lindern auch Gelenkschmerzen. Schon 30 Minuten pro Tag genügen, um spürbare Effekte zu erzielen.

  5. Krafttraining: Starke Muskeln entlasten das Gelenk. Übungen mit dem eigenen Körpergewicht – wie Kniebeugen, Ausfallschritte oder Step-Ups – können problemlos zu Hause durchgeführt werden. Zwei bis drei Einheiten pro Woche reichen aus.

  6. Balance verbessern: Gleichgewichtssinn und Koordination nehmen mit dem Alter ab. Gezieltes Training beugt Stürzen vor, verbessert die Gelenksteuerung und sorgt für mehr Selbstsicherheit im Alltag. Gute Übungen sind z. B. Einbeinstand oder Tai Chi.

  7. Ernährung optimieren: Eine entzündungsarme, nährstoffreiche Ernährung – wie die Mittelmeerdiät – wirkt sich positiv auf Gelenke, Stoffwechsel und Immunsystem aus. Mehr Gemüse, Fisch, Nüsse und gesunde Fette – weniger Zucker und Weißmehlprodukte.

  8. Entzündungen senken: Chronische Entzündungen fördern Arthrosebeschwerden. Wer Blutzucker und Insulin im Griff hat, viel Gemüse isst, sich bewegt und gut schläft, kann sein Entzündungsniveau deutlich senken – messbar z. B. über CRP-Werte.

  9. Tai Chi & Achtsamkeit: Diese sanfte Bewegungsform stärkt Körper und Geist gleichermaßen. Sie verbessert Beweglichkeit, Koordination und innere Ruhe – ideal bei chronischen Beschwerden und zur Stressbewältigung.

  10. Gezielte Hilfen nutzen: Wärmeanwendungen, Kälte, Kompressionsbandagen oder leichte Schmerzmittel können die Beschwerden lindern. Wichtig ist, dass diese Maßnahmen individuell abgestimmt sind und ergänzend zur Bewegung eingesetzt werden.

Wann ist eine OP wirklich notwendig?

Ein Gelenkersatz sollte erst in Betracht gezogen werden, wenn alle konservativen Maßnahmen versagen und die Lebensqualität stark leidet. Bildgebende Verfahren allein rechtfertigen keine Operation. Nur Sie selbst können entscheiden, wann es an der Zeit ist.


Fazit: Bewegung ist Leben – auch mit Arthrose

Mit Wissen, Zuversicht und einer aktiven Lebensweise lässt sich Kniearthrose gut kontrollieren. Wie Tina können auch Sie lernen, ohne Angst zu leben und Ihre Lebensqualität zurückzugewinnen – Bewegung statt Sorge ist der Schlüssel.


 
 
 

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